Ein Zuhause für alle!
Kleinstrukturen
Folgende Elemente machen einen Garten zum Refugium für Wildtiere und sind größtenteils schnell, einfach und kostengünstig umzusetzen:
Heimische Blüh-pflanzen
Bunt und lebendig mit heimischen Blumen und Kräutern ist sie die ideale Insekten-Futterstelle.
Sinnvoll gewählte Pflanzen bieten Nahrung von Frühling bis Herbst.
Wenn Sie Rasen in eine Blumenwiese umwandeln möchten, muss zuerst die Grasnarbe abgetragen werden.
Der Boden darunter sollte nicht zu nährstoffreich sein; also eventuell Sand einarbeiten.
Saatgut aufbringen und feststampfen.
In den ersten 4-6 Wochen feucht halten.
Im September in zwei Schritten mit einem Zeitabstand von 1 Woche mähen; so können Insekten noch in einen anderen Bereich abwandern. Wichtig: das richtige Saatgut!
Empfehlung:
UG 2 – Westdeutsches Tiefland
von Saatgut Zeller oder Rieger-
Hofmann.
Update:
Eine üppig blühende Wiese ist allerdings
- so meine Erfahrung- nur durch jährliche erneute Aussaat zu bekommen. Ich setze eher auf heimische Blühstauden. Die sind meist mehrjährig und werden oft mit der Zeit immer größer und schöner.
Für eine sehr gute Zusammenfassung und Beispiele unten:
"Pflanzengesell-schaften"
Trocken-mauer/ Steinhaufen
Zu einer Mauer oder einem Haufen aufgeschichtete Steine ohne Mörtel dienen mit ihren vielen Spalten und Höhlen zum Beispiel Amphibien und Insekten als Unterschlupf. Am sonnigen Standort erwärmen sie sich und geben diese Wärme langsam wieder ab. Ideal für Eidechsen und Insekten.
Steinhaufen möglichst aus Gestein in der Nähe. Im Handel angebotene Steine kommen oft von weither und werden sogar teilweise mit Kinderarbeit unter schlimmsten Bedingungen gewonnen.
Nistkasten
Verschiedene Nistkästen sind wichtig, da es in modernen Häusern kaum noch Öffnungen für Nester gibt. Auch fehlen im Umland dafür Hecken. Säugetiere wie Fledermäuse und Gartenschläfer freuen sich ebenfalls über passende Kästen.
Nistkästen am besten an der Hauswand oder im Baum katzensicher aufgehängt. Die Westseite, aber manchmal auch die Südseite sind nicht geeignet. Nach Westen ausgerichtet sind die Kästen Regen und Wind ausgesetzt; nach Süden ist es bei starker Sonneneinstrahlung in den Kästen zu heiß.Wir haben selbst schon erlebt, dass sich Jungvögel wegen zu großer Hitze aus einem Kasten gestürzt haben.
Teich
Frösche, Libellen, Käfer, Schnecken und viele andere Tiere besiedeln einen Gartenteich, wenn keine Fische dort vorhanden sind.
Zudem dient er als Trink- und Badestelle für weitere Gartenbewohner.
Wichtig beim Anlegen des Teichs ist die zu berücksichtigende Tiefe und wenigstens eine vorhandene Flachwasserzone als Trinkstelle, aber auch, damit sich Tiere aus dem Teich rettenkönnen.
Auch die Lage des Teichs ist zu berücksichtigen. U.a.Laubeintrag und Lichteinfall sind Kriterien.
Update:
Bisher haben wir unseren Teich mit einer sanften Pumpe "belüftet". Die finden wir mittlerweile nicht mehr sinnvoll. Die unterschiedlichen Wasserschichten werden unnötigerweise vermischt und abgesunkene Teilchen aufgewirbelt. Das stört auch die Verteilung von Nährstoffen, fördert das Algenwachstum und Molche z.B. mögen es auch lieber ruhig im Wasser. Zu wenig Sauerstoff ist bei einer guten Bepflanzung nicht zu befürchten.
Weitere Informationen und eine detailierte Schritt-für-Schritt-Anleitung bekommen Sie z.B. unter
www.nabu.de
Holzstapel
Ein locker geschichteter Stapel aus Holzscheiten bietet Unterschlupf für Viele: Neben Insekten und anderen Tieren können hier sogar Fledermäuse ein Versteck finden.
An eine Hauswand gelehnt oder als gestalterisches Element frei stehend benötigt man für den Holzstapel höchstens zwei Bretter als Seitenstützen.
Die Scheite oder auch runden Aststücke werden locker aufeinander gelegt und damit Spalten und Höhlen gebildet.
Wildhecke
Verstecke, Nistplätze und Nahrung - das alles bieten Hecken. Sie bestehen aus im Verbund stehenden, heimischen Gehölzen; in ihr sind Insekten und Vögel, aber auch Kleinsäuger wie Igel und Wiesel zu finden.
Eine Wildhecke ist nicht nur Sichtschutz, sondern auch Versteckmöglichkeit für u.a.Vögel und Igel. Bei der Auswahl der richtigen Pflanzen spendet sie im Frühjahr Nektar und Früchte im Herbst.
Wichtig:
Die Hecken dürfen in der Zeit vom
01.03. bis 30.09.
nicht geschnitten werden, um dann nistende Vögel nicht zu stören.
Insekten-Nisthilfe
Behausungen aus glattwandigen Röhrchen wie Bambus oder Pappe am sonnigen, regengeschützten Standort, aber auch offene Sandstellen und Totholz sind überlebenswichtig für Wildbienen und andere Insekten.
Wichtig ist, die Röhrchen mit einem Wasser-Lehm-Gemisch in z.B. Konservendosen einzukleben. Kleinere Vögel, wie Meisen, können die Röhrchen dann nicht herausziehen. Ist allerdings ein Specht "auf den Geschmack gekommen", nutzt nur ein darüber gespannter, engmaschiger Draht. Dabei darf er nicht auf den Röhrchen aufliegen, sondern sollte mit einem Abstand von mindestens 2 Zentimetern angebracht werden.
Insektennisthilfen findet man fertig überall - vom Fachhandel bis zum Baumarkt. Aber es ist erschreckend, wie selten sie für Insekten wirklich geeignet sind. Falsches Holz, faserige Röhrchen oder Tannenzapfen werden meist gar nicht besiedelt.
Ein absolutes
Lese-Muss vor dem Bau einer Insektennisthilfe:
https://www.naturgartenfreude.de/nisthilfen-wildbienen/nisthilfen/
Dann wären uns so einige Fehler nicht passiert!
(Einigen Umweltverbänden übrigens auch nicht...)
Asthaufen
Möchte man die unterschiedlichsten Tiere wie Insekten, Bänderschnecken, Igel und Vögel auf kleiner Fläche beobachten, so bietet ein Haufen aus aufgeschichteten Ästen eine gute Möglichkeit dazu.
Viel ist beim Aufschichten von Ästen wirklich nicht zu beachten.
Der Asthaufen sollte aus nicht giftigem Gehölz bestehen.
Zu vermeiden sind Aufschüttungen z.B.
von
Eibe
Pfaffenhütchen
Gold-und Blauregen
Trompetenbaum
Stechpalme.
Fleder-maus-kasten
Die Kästen für Fledermäuse werden in ca 4m Höhe angebracht.
Idealerweise sind sie gegen Süd-Osten oder Osten gerichtet.
Wenn die Möglichkeit besteht, gleich mehrere Kästen aufzuhängen, kann man die Ausrichtung auch variieren. Dann können die Fledermäuse bei Bedarf den Kasten wechseln, wenn es in einem beispielsweise zu warm ist.
Die Einflugöffnung sollte nicht durch Äste oder Ähnliches verdeckt sein.
Florfliegen-kasten
Florfliegen:
Löwen im Feengewand
Die Florfliege wird auch Grüne Fee genannt, weil sie so schön durchsichtig grün ist. Ein anderer Name ist allerdings auch bezeichnend:
Blattlauslöwe.
Ihr Appetit auf Blattläuse macht sie zum idealen Schädlingsbekämpfer im Garten.
Neben Totholzhaufen und Holzstapeln nistet sie gerne im Kasten.
Dieser sollte rot sein, denn Rot zieht die Florfliegen an. Aufgehängt wird er in ca 150m bis 180m Höhe und nach Süden ausgerichtet.
Update:
Also, ganz ehrlich, der Florfliegenkasten wird bei uns nicht besiedelt. Doch, beim Reinschauen kam mir eine aufgeschreckte Spinne entgegen.
Viel, viel häufiger treffe ich Florfliegen in Ritzen von Totholz oder im Totholzhaufen an.
Fazit: Kann man aufhängen (für die Spinne), muss man aber nicht.
Sandarium
Bild und Beschreibung folgen
Igel-Höhle für den Winter
Neben den Verstecken für die Nacht in Asthaufen oder Totholzhecken brauchen Igel für den Winterschlaf einen frostfreien, regengeschützten Unterschlupf.
Wir haben ihn wie folgt gebaut:
In einer ruhigen Ecke des Gartens
auf einer Fläche von ca 80 x 80 cm haben wir recht dick Holzhäcksel ausgelegt; es geht aber auch Rindenmulch.
Darauf eine Schicht Laub.
Die eigentliche "Höhle" besteht aus parallel im Abstand von 80 cm zueinander liegenden Holzscheiten, darauf wiederum im rechten Winkel gelegten Holzscheiten.
Als "Dach" dienen große Rindestücke oder auch eine Plastikplane.
Zum Schluss wird viel Laub aufgehäuft. Bei deren Zersetzung wird so viel Wärme freigesetzt, dass der Unterschlupf auch bei Minusgraden frostfrei bleibt.
Um zu verhindern, dass das Laub weggeweht wird, haben wir wie bei einem Tipi Äste darüber gestellt und sie am oberen Ende miteinander verbunden.
Diese Konstruktion steht seit zwei Monaten und hat schon einige. Sturmböen getrotzt.
Heimische Wildstauden
Pflanzengesellschaften
Bilder und Text von Dr. Detlev Kröger
Eine Pflanzengesellschaft ist eine Gemeinschaft von Pflanzen mit einer typischen Zusammensetzung der einzelnen Arten. Je nach ökologischem Standort wachsen Arten sehr häufig in solchen charakteristischen Gemeinschaften. Sie bilden damit den botanischen Teil von Biotopen. Ein Biotop ist der Lebensraum einer Lebensgemeinschaft an einem bestimmten Ort oder in einem bestimmten Gebiet. Dabei unterscheidet man zwischen Primärbiotop (Wildnis, die vom Menschen nicht verändert wurde) oder Sekundärbiotop (Gebiet mit starkem menschlichem Zugriff)
Eine Wiese ist ein typisches Sekundärbiotop. Dort wachsen Pflanzen, denen ein regelmäßiger Schnitt nichts ausmacht. Wird nach der Samenreife gemäht, fallen die Samen auf die freie Oberfläche und können keimen. So sind die unterschiedlichsten artenreichen Wiesen entstanden.
In einem Naturgarten kann man artenreiche Wiesenbereiche auf verschiedene Art und Weise anlegen.
Durch Aussaat einer Samenmischung von heimischen Wildpflanzen und entsprechender Pflege bzw. regelmäßiger Mahd.
Durch regelmäßige Mahd einer vorhandenen artenarmen Wiese (Ausmagern) bei gleichzeitiger Einbringung von Saatgut von in der Wiese noch nicht etablierten Arten.
Für Naturgartenanfänger empfiehlt es sich, eine kleine Fläche (etwa ein Quadratmeter) als Wildblumenwiesenbeet anzulegen. Dort wird eine bestimmte Anzahl von Pflanzen, die am häufigsten auf unseren Wiesen wachsen, gepflanzt. Bei einer Herbstpflanzung erhält man im kommenden Frühsommer, bei einer Frühlingspflanzung im selben Sommer eine Vielzahl von bunten Wiesenblumenblüten in verschiedenen Farben, die von vielen Insekten angeflogen werden. Es handelt sich dabei um Stauden, die jedes Jahr neu austreiben.
Die Pflege ist denkbar einfach. Nach der Samenreife kann man verblühte Stängel entfernen. Besser ist es, sie bis ins nächste Frühjahr stehen zu lassen. Damit bietet man Insekten Schutz im Winter. Ausgefallene Samenkörner keimen und sorgen immer für neuen Nachschub an Pflanzen, so dass im Beet recht schnell mehr Pflanzen wachsen. Man kann die Samen auch ernten und gezielt aussäen oder mit anderen Naturgärtnern tauschen.
Ein Wildstaudenpaket mit den schönsten häufigen heimischen Arten für den normalen ungedüngten Gartenboden kann bestehen aus:
Die Wiesenmargerite (Leucanthemum vulgare) [H] ist ein bekannter Sommerblüher unserer Kindheit, der im Frühsommer blüht. Dann kann man immer viele Bockkäfer darauf beobachten.
Die Wiesenflockenblume [H] (Centaurea jacea) ist unverzichtbar mit Ihrer Blütentracht und lockt viele Wildbienen und Schmetterlinge an. Bei einer frühen Mahd im Sommer blüht sie ein zweites Mal bis in den Herbst.
Der Wiesensalbei [H] (Salvia pratensis) ist leuchtend blau und duftet. Er ist sehr beständig.
Die Färber Kamille [H] (Anthemis tinctoria) lockt Schwebfliegen, Käfer und Schmetterlinge an und sät sich bereitwillig aus.
Die Ackerwitwenblume [H] (Knautia arvensis) begeistert mit ihrer zartvioletten Farbe und ist ein wahrer Schmetterlingsmagnet.
Die Rote Lichtnelke [H] (Silene dioica) blüht recht früh und lockt mit Ihren karminroten Blüten frühe Schmetterlinge wie den Zitronenfalter und den Aurorafalter an.
Weiße Lichtnelke [H] (Silene latifolia) Ihre weißen Blüten öffnen sich spät und ziehen zahlreiche Nachtfalter an.
Die Karthäusernelke [H] (Dianthus carthusianorum) ist eine zarte Erscheinung mit karminroten filigranen Blüten.
Der Hornklee [M] (Lotus corniculatus) bildet kleine Polster und ist ein Magnet für Bläulinge.
Das Orangerotes Habichtkraut [M] (Hieracium aurantiacum) ist eines der wenigen orange blühenden Wildblumen.
Der Großer Ehrenpreis [M] (Veronica teucrium) verzaubert mit seinen stahlblauen Blütenkerzen jedes Wildblumenbeet.
Der Raue Löwenzahn [M] (Leodentodon hispidus) ist ein unermüdlicher halbhoher Dauerblüher der zahlreiche Insekten anzieht. Die Pusteblumen sind kleiner als die des gewöhnlichen Löwenzahns.
Der Gamander Ehrenpreis [M] (Veronica chamaedrys) blüht zartblau. Diese Wiesenpflanze kommt zerbrechlich daher.
Die Kleine Braunelle [V] (Prunella vulgaris) ist eine kleine, blau bis violette Vordergrundpflanze, die noch in fast jedem Rasen zuhause ist.
Das Kleines Habichtskraut [V] (Hieracium pilosella) ist ein zitronengelbe Vordergrundpflanze, die dichte Polster bildet.
Ein Fall von "Denkste"!
Alle unsere wildtierfördernden Elemente im Garten sind meist richtig gut angenommen worden und an ihnen konnten wir so manchen neuen Gartenbewohner beobachten. Unter ihnen gibt es allerdings Exemplare, die sich partout nicht an die Regeln der Besiedelung halten wollen...
So nistet eine Spatzenfamilie augenblicklich auf unserer eingerollten Markise (die wir natürlich trotz Hitze nicht benutzen können).
Und das, obwohl 6! Spatzennistkästen zur freien Verfügung stehen...
Das eigens für bodennistende Wildbienen hergerichtete Sandarium (angelegt nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen)
wurde ignoriert und DIREKT daneben im Gartenboden genistet. Dort, wo eigentlich die neuen Pflanzen ihren Platz einnehmen sollten.
Eine ca 4 Quadratmeter große Nistwand für Mauerbiene und Co reichte wohl nicht aus und so summt es nun in der Hauswand zischen Mauerstein und Holzverkleidung.